Gotthard-Basistunnel steht wieder vollständig zur Verfügung
Etwas mehr als ein Jahr nach der Entgleisung eines Güterzugs ist der Gotthard-Basistunnel wieder vollständig in Betrieb. Die SBB setzen nun auf neue Sicherheitsmassnahmen, um zukünftige Entgleisungen zu verhindern.
Seit 2. September steht der Gotthard-Basistunnel wieder vollständig für den Bahnverkehr zur Verfügung. Knapp 13 Monate nach der Entgleisung eines Güterzugs am 10. August 2023 konnte der Betrieb durch den mit 57 Kilometern längsten Eisenbahntunnel der Welt wieder vollständig aufgenommen werden. Reisende gelangen wieder eine Stunde schneller von der Deutschschweiz ins Tessin und umgekehrt. Im Güterverkehr fahren wieder sämtliche Züge durch den Basistunnel. Bis zu 20 Prozent der Güterzüge fuhren bis zuletzt noch über die Panoramastrecke.
Die Schäden, die bei der Entgleisung des Güterzugs im Gotthard-Basistunnel entstanden, waren gravierend. Die SBB gehen von einer Schadenssumme von rund 150 Millionen Franken aus. Aufgrund des grossen Schadensausmasses nahm die Räumung des Tunnels rund eineinhalb Monate Zeit in Anspruch. Bei den Instandsetzungsarbeiten musste anschliessend die Fahrbahn auf rund sieben Kilometern komplett erneuert werden, das heisst, die Schienen wurden ersetzt, ebenso über 20’000 Schwellenblöcke und die Betonschicht, in welche diese eingegossen sind. Dazu kam der Ersatz des Spurwechseltors, von zwei Schnellfahrweichen und vielen weiteren sicherheits- und betriebsrelevanten Anlageteilen. Während der Instandsetzungsarbeiten waren gleichzeitig bis zu 80 Mitarbeitende der SBB und externer Unternehmen im Tunnel im Einsatz. Zuletzt fanden der Test- und der Probebetrieb statt. Mit der vom Bundesamt für Verkehr (BAV) erteilten Genehmigung konnte der Bahnbetrieb durch den Tunnel wie geplant wieder vollständig aufgenommen werden.
Massnahmen zur Risikominimierung
Gemäss Zwischenbericht der Schweizerischen Unfalluntersuchungsstelle SUST hat ein Radscheibenbruch zur Entgleisung des Güterzugs im Gotthard-Basistunnel geführt. Weil der Güterverkehr ein internationales Geschäft ist, sind Massnahmen auf europäischer Ebene nötig. Die Bestrebungen des BAV, welche die SBB unterstützt haben, haben Früchte getragen: Der kürzlich veröffentlichte Schlussbericht der zuständigen Taskforce (Joint Network Secretariat Taskforce Broken Wheel GBT) enthält aus Sicht der SBB die erforderlichen Massnahmen auf europäischer Ebene, um das Risiko für weitere Radbrüche ähnlicher Art zu senken.
Die SBB setzen zudem kurz- und mittelfristig risikominimierende Massnahmen um. Kurzfristig gilt im Bereich der beiden Portal-Spurwechsel vor dem Gotthard-Basistunnel eine Maximalgeschwindigkeit von 160 km/h, um die Auswirkungen eines ähnlichen, sehr unwahrscheinlichen Ereignisses in diesem Abschnitt wirksam reduzieren zu können. Zudem planen die SBB mittelfristig die Installation von streckenseitigen Entgleisungsdetektoren bei den Spurwechseln im und vor dem Gotthard-Basistunnel und prüfen den vermehrten und optimierten Einsatz von Zugkontrolleinrichtungen.
Bildquelle: SBB