Clevere Landwirtschaft
Die Landwirtschaft revolutioniert sich. Ein traditioneller Bauernhof im luzernischen Wohlhusen setzt nach Brand auf Hochtechnologie.
Beim Gedanken an Technologie denken wir selten zuerst an einen Bauernhof. Haben wir doch das Bild aus Kindheitstagen im Kopf, wo der Bauer mit dem Melkschemel noch in langwieriger Handarbeit die Milch für die Käserei bereitstellen muss. Doch auch in dieser Branche hat der technologische Fortschritt Einzug gehalten. Pionier in der Landwirtschaftstechnologie ist die Holländische Firma Lely. Swiss Engineerings’ Fachgruppe Young Swiss Engineers besuchte den luzernischen Bauernhof in Wolhusen.
Smartwatch statt Kuhtreiben
Die Familie Dissler in Wohlhusen hat ihren Bauernhof mit Hilfe von Lely in einen hochmodernen Betrieb verwandelt und setzt damit neue Standards. Lukas Dissler und seine Familie stand aufgrund eines unglücklichen Brandes vor wenigen Jahren vor der schwierigen Entscheidung: Den Betrieb aufzugeben oder den Weg der Kompletterneuerung zu gehen. Heute gäbe es diese clevere Landwirtschaft nicht, hätte die Familie den Bauernhof aufgegeben. Beim Rundgang durch den Stall ist eine ruhige Atmosphäre zu spüren. Smarte Technologie optimiert beispielsweise die Milchproduktion. Ein Melkroboter ermöglicht den Kühen selbst zu entscheiden, wann sie gemolken werden möchten. Wie bei einer Smartwatch wird die Kuh mittels eines Halsbandes ganztägig überwacht: etwa auf Wiederkäutätigkeit, körperliche Aktivität oder Melkhäufigkeit.
Vom Weidegras bis zum Käsetank
Der Boden unter der Kuh ist eine Waage, die neben der Gewichtsverteilung auf die vier Hufe auch unnatürliche Gewichtsschwankungen mit der Datenhistorie abgleicht und bei Bedarf direkt dem Bauern meldet. Mit patentierten, ausgeklügelten Systemen wird auch die Milchqualität bestimmt. Stellt sich heraus, dass gewisse Grenzwerte überschritten werden, wird wiederum der Landwirt via System informiert. Die Milch wird in separate Behältnisse für die Kälberaufzucht geleitet und das System wird gereinigt. Nur bei groben Abweichungen oder medikamentöser Behandlung der Milchkuh wird die Milch entsorgt. Wird die Milch für gut befunden, wird sie direkt in den Tank geleitet, der für die Käserei bestimmt ist.
Der Melkvorgang am Beispiel von der Kuh Holly: Die Milchleistung wird mittels jeden einzelnen Strichs live angezeigt.
Landwirt Lukas Dissler zeigt die Datenhistorie und Prognose einer Kuh: Die Wiederkautätigkeit, Aktivitäten, Milchleistung, Melkpausen & Brunstphasen
Mit präziser Dosierung zur Qualitäts-Milch
Die Futteraufbereitung wird ebenfalls automatisch gesteuert. Ein grosser Kran nimmt die benötigte Menge und Zusammensetzung des Futters individuell auf. Das variable Rezept definiert der Bauer, wobei er die Datenauswertung von Lely zu Rate zieht. Anschliessend speist der Kran das Futter direkt durch eine Bodenöffnung in den darunter geparkten Fütterungsroboter ein. Während der Rundfahrt schiebt der Roboter das noch vorliegende Futter ans Gatter und misst zugleich die Futterhügelhöhe. So wird berechnet, wieviel Futter es für den nächsten Durchgang benötigt.
Clevere Landwirtschaft: Automatisierte Menge und Futterzusammensetzung.
Der Fütterungsroboter schiebt nicht nur das Futter zum Gatter, sondern berechnet die benötigte Futtermenge.
Die Zukunft der Landwirtschaft
Das Fazit der Fachgruppe Young Swiss Engineers ist klar: Der Besuch auf dem modernen Bauernhof zeigt eindrücklich, wie Technologie die Landwirtschaft revolutioniert. Intelligente Lösungen verbessern nicht nur die Produktivität, sondern auch das Wohlbefinden der Tiere und die Nachhaltigkeit des Betriebs.
Beitrag von: Oliver Hermann, Vorstandsmitglied Young Swiss Engineers
Bildquelle: Oliver Hermann und Sandro Walter, YSE