Junge Köpfe KI und ein Funke aus dem Orbit
An zwei intensiven Wochenenden – am 22., 27. und 30. September für die Workshops und dem anschliessenden Hackathon am 4. und 5. Oktober – kamen Studierende, Ingenieurinnen und Ingenieure sowie Visionäre in Zürich und Luzern zusammen, um die Herausforderungen des weltweiten NASA Space Apps Challenge anzunehmen.
Von den kollaborativen Workshops bis zum Hackathon am Wochenende – mit der Teilnahme von Claude Nicollier, unserem Schweizer Astronauten, der seine «orbitale Weisheit» teilte – verband diese Schweizer Ausgabe Innovation und Inspiration auf eindrucksvolle Weise. Organisiert von den Swiss-Engineering-Mitgliedern Paulo Pinheiro, Giovanni Crupi und Dino Causevic vertrat das Team im Technopark Luzern exklusiv die Schweiz bei der World Space Week 2025.
Workshops: Kollektive Intelligenz in Aktion
In Zürich und Luzern gaben die ersten Workshops den Ton an. Bei einer Tasse Kaffee tauchten die jungen Teilnehmenden in die Wissenschaft der Erdbeobachtung ein. «Fernerkundung ist die Technologie, mit der wir Informationen aus dem Weltraum sammeln», erklärte ein Experte und fügte hinzu: «In nördlichen Regionen wie Zürich überlappen sich die Satellitenbahnen häufiger, sodass alle zwei bis drei Tage neue Beobachtungen möglich sind.»
Die Diskussionen sprühten: von Planet bis Airbus, von Zeitreihen bis Langzeitüberwachung. «Früher musste man alles lokal speichern – bevor es überhaupt Cloud-Speicher gab», schmunzelte ein Student. In Luzern brachte armasuisse eine interaktivere Note ein: Gruppenkreativität und Risikomanagementübungen. «Man muss Ideen finden, gemeinsam denken und die Teammitglieder kennenlernen», ermutigte die Moderatorin. KI trat als kreativer Katalysator auf, und eine «Risikomatrix» machte die Lektion greifbar: Wahrscheinlichkeit auf der einen, Auswirkung auf der anderen Achse. «Es regnet, du nimmst einen Regenschirm – geringe Auswirkung. Du gewinnst im Lotto: sehr unwahrscheinlich!» Ein Lächeln, ein Lachen, und eine Lehre: Teamarbeit kann ebenso spielerisch wie lehrreich sein.
Hackathon: 48 Stunden, um nützlich zu träumen
Zehn Teams, zwei Tage, ein Ziel: konkrete Lösungen für die Raumfahrt der Zukunft zu entwerfen. Das Team Halo wählte einen menschenzentrierten Ansatz. Ihr Doppelsystem – Halo-Physical und Halo-Mental – soll Körper und Geist im Orbit schützen. Das Exoskelett simuliert Schwerkraft und misst die körperliche Belastung, während die digitale Schnittstelle Schlaf und psychisches Gleichgewicht überwacht. «Wir wollen das Wohlbefinden der Astronauten nicht nur messen, sondern verbessern», erklärten sie überzeugt.
Dann folgte «Starfleet», eine futuristische Flotte von Mikrorobotern, die Satelliten direkt im Orbit reparieren können. «Stellen Sie sich eine Konstellation von Assistenten vor, die selbständig schweissen, inspizieren und justieren», sagten sie. Ihr Konzept beinhaltete auch eine interaktive Website, über die man die Wartungsmissionen im All verfolgen – oder sogar selbst beitragen – konnte. Andere Teams konzentrierten sich auf nachhaltige Orbitaltechnologien, präsentierten einsatzbereite Prototypen für Kurzmissionen und mögliche Start-up-Projekte in der Schweiz. «Wir sind startklar … und hoffen, Sie sind es auch», meinte ein Teilnehmer lächelnd.
Claude Nicollier: Die Stimme aus dem Orbit
Als Ehrengast entführte Professor Claude Nicollier das Publikum in eine andere Dimension. Der Schweizer Astronaut sprach mit jener Mischung aus Präzision und Staunen, die nur Jahrzehnte im Weltraum vermitteln können: «Nach zwanzig Minuten stoppt das Haupttriebwerk; 45 Minuten später fällt der externe Tank in den Pazifik. Das ist die Übergangsphase», erklärte er.
Zur Astronomie sagte er: «Selbst mit grossen Spiegeln auf der Erde kann man zwei nahe Sterne nicht trennen. Vom Weltraum aus erreichen wir eine viel höhere Auflösung – eine klarere Sicht auf Galaxien und die physikalischen Prozesse, die sie formen.» Dann ein poetischer Moment: «Ein Sonnenuntergang im All dauert etwa zwanzig Sekunden. Eine Minute später ist es Nacht.» Und mit seinem typischen Humor: «Da – ich sehe noch einen … Sie werden ihn in einer Minute sehen – etwa 200 Millionen Lichtjahre entfernt!»
Die Studierenden lauschten gebannt. Zwischen Wissenschaft und Emotion erinnerte Nicollier daran, dass der Weltraum kein Alter kennt – nur Generationen, die sich das Feuer weiterreichen, den Blick stets zu den Sternen gerichtet.
Die Schweiz im Auftrieb
Durch die Verbindung von Universitäten, Industrie und Technologieinstitutionen hat die NASA Space Apps Challenge Luzern 2025 gezeigt, dass sich die Schweiz fest im globalen Weltraumökosystem verankert. Zwischen Innovation, Kreativität und Forschergeist boten Zürich und Luzern den jungen Talenten genau die Startrampe, die sie brauchen, um zu programmieren, zu träumen und die nächste Grenze zu gestalten.
Beitrag von: Roland J. Keller
Bildquelle: Roland J. Keller