Navigation überspringen

Flirt mit der Stratosphäre

Raphaël Domjan hat einen Meilenstein für die Solarfliegerei gesetzt: In den Alpen erreichte er eine Flughöhe von 9521 Metern. Damit stellte er einen neuen Weltrekord auf und ebnete den Weg für eine neue Ära ohne Treibstoff.

Auf über 9500 Metern Höhe geniesst Raphaël Domjan seinen Rekord am Steuer von SolarStratos. | © SolarStratos
Auf über 9500 Metern Höhe geniesst Raphaël Domjan seinen Rekord am Steuer von SolarStratos.

Von den Pionieren der Solarfliegerei bis hin zu Solar Impulse: Die Eroberung der Lüfte ohne fossile Brennstoffe war schon immer ein Zeichen von Mut und Ausdauer. Mit Solar Impulse haben Bertrand Piccard und André Borschberg Geschichte geschrieben, als sie die Kontinente miteinander verbanden und 2016 eine Weltumrundung ohne Treibstoff absolvierten. Damit bewiesen sie, dass ein Solarflugzeug mit der in seinen Batterien gespeicherten Energie Tag und Nacht fliegen kann.

 

Im gleichen Pioniergeist hatte Raphaël Domjan bereits einige Jahre zuvor mit PlanetSolar, der ersten Weltumrundung mit einem Solarboot (2010–2012), den Weg bereitet. Nun ist es sein Ziel, die Grenzen der Elektrofliegerei zu erweitern. Am 12. August 2025 schrieb er ein neues Kapitel in dieser Geschichte. Am Steuer von SolarStratos, einem experimentellen Solarflugzeug mit der Registrierung HB-SXA, erreichte er eine Höhe von 9521 Metern und stellte damit einen neuen Weltrekord für einen bemannten Flug dieser Art auf. Dieses Ergebnis übertrifft die von Solar Impulse erreichte Marke von 9235 Metern und hebt die Ambitionen der Solarfliegerei noch höher. Er startete vom Flughafen Sion zu einem mehr als fünfstündigen Flug und gewann so die zusätzlichen hundert Meter, die notwendig waren, um seinen Namen an die Spitze der Solarfliegerei zu setzen.

Ein fliegendes Labor

Hinter dem Rekord verbirgt sich eine technische Meisterleistung. SolarStratos ist ein experimentelles zweisitziges Flugzeug mit einer Spannweite von 8,5 Metern, das ausschliesslich von einem solarbetriebenen Elektromotor angetrieben wird. Seine Flügel sind mit mehr als 22 m² Photovoltaikzellen bedeckt, die die mitgeführten Lithium-Ionen-Batterien aufladen können. Die letzten Verbesserungen waren entscheidend: ein Propeller mit variabler Steigung, der den Schub auch in der dünnen Luft in grossen Höhen optimiert; eine erhöhte Batteriekapazität, die mehr Reichweite und Sicherheit bietet; und eine ultraleichte Struktur aus Verbundwerkstoffen, die das Gewicht auf ein Minimum reduziert.

 

Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Flugzeug brummt Raphaël Domjans elektrischer Vogel nicht: Er gleitet lautlos dahin, getragen von seinen Solarflügeln. Dort oben, in fast 10'000 Metern Höhe, ist das Erlebnis beeindruckend: Ohne Motor und ohne Lärm zu fliegen bedeutet, die Zerbrechlichkeit und Grossartigkeit eines Vogels über den Wolken zu spüren. Aber Domjan und sein Team geben sich damit nicht zufrieden. SolarStratos ebnet den Weg für Fortschritte in der Solarfliegerei:

  • Die Entwicklung ultraleichter Materialien, um das Gewicht weiter zu reduzieren und die Effizienz zu verbessern.
  • Die Integration automatisierter Steuerungssysteme, um Flüge in grosser Höhe sicherer zu machen.
  • Der Einsatz fortschrittlicher Sensoren zur Echtzeit-Optimierung des Energiemanagements und der atmosphärischen Bedingungen.
  • Die Erprobung von Hybridtechnologien, die Solarenergie und andere erneuerbare Energiequellen kombinieren, um die Autonomie zu erhöhen.
  • Die Forschung an neuen hocheffizienten Photovoltaikmodulen und einem besseren Batteriemanagement.
Das mit Photovoltaikzellen ausgestattete Solarflugzeug HB-SXA geniesst eine kurze Verschnaufpause und Wartungsarbeiten auf dem Rollfeld von Sion | © SolarStratos
Das mit Photovoltaikzellen ausgestattete Solarflugzeug HB-SXA geniesst eine kurze Verschnaufpause und Wartungsarbeiten auf dem Rollfeld von Sion.

Noch höher hinaus

Das Ziel ist klar: Mit einem Flugzeug, das ausschliesslich mit Sonnenenergie angetrieben wird, die Stratosphäre zu erreichen. «To the edge of space», verkündet das Team von Raphaël Domjan. Die Idee dahinter ist zu zeigen, dass die Energie der Sonne allein ausreicht, um ein bemanntes Flugzeug höher als herkömmliche Flugzeuge zu bringen. Über die aeronautische Herausforderung hinaus ist dies eine starke Klimabotschaft: Es soll gezeigt werden, dass es eine verantwortungsvolle, zukunftsorientierte Erforschung gibt.

 

Der Flug vom 12. August veranschaulicht diese Vision perfekt. Als Domjan in über 9500 Metern Höhe flog, kreuzte er die Flugbahn eines Passagierflugzeugs. Das Bild ist beeindruckend: auf der einen Seite die klassische kommerzielle Luftfahrt, auf der anderen Seite ein Prototyp, der ohne Treibstoff und Emissionen dahingleitet. Ein starkes Symbol dafür, wie die CO2-freie Luftfahrt von morgen aussehen könnte.

Neue wissenschaftliche und pädagogische Ziele

Die Herausforderung ist ebenso poetisch wie praktisch: zu zeigen, dass die Luftfahrt tatsächlich zu einer sauberen Energiequelle werden kann, die heutige und zukünftige Generationen zu inspirieren und den Weg für neue Anwendungen zu ebnen – sei es für wissenschaftliche Missionen, Langstreckenflüge in grosser Höhe oder pädagogische Projekte. Nun muss noch die Internationale Luftfahrt-Föderation (IAF) diesen Rekord offiziell bestätigen – denn in der Luftfahrt ist sie massgeben, nicht Guinness –, damit die Leistung von SolarStratos vollständig in die Geschichte der Solarfliegerei eingeht. 

 

www.solarstratos.com

Zürich 12.11.2025
Beitrag von: Roland J. Keller
Bildquelle: SolarStratos

Wir verwenden Cookies, um Ihnen ein optimales Nutzererlebnis zu bieten. Einige Cookies sind für den Betrieb der Seite notwendig, andere dienen Statistikzwecken, Komforteinstellungen oder zur Anzeige personalisierter Inhalte. Sie können selbst entscheiden, welche Cookies Sie zulassen wollen. Bitte beachten Sie, dass aufgrund Ihrer Einstellung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite verfügbar sind. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung und Cookie Policy. Details anzeigen