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Aargau: Nicht Autobahn- sondern Energiekanton

Der Aargau spielt eine zentrale Rolle bei der Energieversorgung der Schweiz. Entsprechend gross sind die Herausforderungen, die die Neuausrichtung des Energiesystems mit sich bringt.

Der Aargau wird oft als Autobahnkanton bezeichnet. Eigentlich hätte er eher den Namen Energiekanton verdient: Fast ein Drittel des in der Schweiz produzierten Stroms kommt aus dem Aargau. Der Kanton verfügt über national bedeutende Energieanlagen und Versorgungsleitungen, ist Standort des Energieforschungszentrums PSI und wichtiger Anteilseigner des grössten Schweizer Stromversorgers Axpo.

 

Als Energiekanton steht der Aargau vor besonderen Herausforderungen, wenn es darum geht, die Strom- und Gasversorgung zu sichern. Im Jahr 2022 führten verschiedene Faktoren zu einem hohen Risiko einer Energie-Mangellage: die Verknappung von Erdgas, Revisionen französischer Kernkraftwerke und niedrige Wasserstände in Schweizer Flüssen und Stauseen. Dies führte zu extremen Preisschwankungen an den Strombörsen. Der Präsident der Eidgenössischen Elektrizitätskommission Elcom, Werner Luginbühl, warnte vor einer Stromknappheit und riet zur Bevorratung von Kerzen und Brennholz. Bund, Kantone und Gemeinden erarbeiteten Notfallpläne und riefen die Bevölkerung zum Energiesparen auf. Der Bund schuf eine Wasserkraftreserve, poolte Notstromaggregate und fördert Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen. Ebenfalls organisierte er Reservekraftwerke wie jenes im aargauischen Birr.

 

Längst hat sich die Versorgungslage wieder stabilisiert. «Szenarien zeigen aber, dass es in Zukunft schwieriger werden könnte, die Stromversorgung sicherzustellen», sagt Adrian Fahrni, Abteilungsleiter Energie beim Departement Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau. Auch die Axpo habe deshalb verschiedene Szenarien analysiert, berichtete Fahrni in einem Vortrag anlässlich der Generalversammlung der Sektion Aargau von Swiss Engineering.

 

Erneuerbare Energien ausbauen

Das Szenario «Landschaft» sieht kaum Eingriffe in die Natur vor. Stattdessen setzt es auf eine lange Betriebsdauer der Kernkraftwerke Gösgen, Leibstadt und Beznau, auf den Bau neuer Kernkraftwerke sowie auf den Ausbau der Photovoltaik. Da der Bau neuer Kernkraftwerke in der Schweiz gesetzlich verboten ist, bleibt das Szenario hypothetisch.

 

Im Szenario «Erneuerbare» setzt die Schweiz den eingeschlagenen Weg im Rahmen der Energiestrategie 2050 fort. Das Szenario geht von einem deutlichen Zubau bei allen erneuerbaren Energien aus und setzt auf einen austarierten Mix unterschiedlicher Technologien. In diesem Szenario erscheint die Versorgungssicherheit im Winter komfortabel. Bei sehr kaltem Wetter und gleichzeitig tiefer Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen wären die Reserven jedoch schnell aufgebraucht. Importe wären notwendig, um eine sichere Versorgung zu gewährleisten.

«Der Aargau will auch in Zukunft seiner Rolle als Energiekanton gerecht werde» Adrian Fahrni

Aargau will Energiekanton bleiben

«Der Aargau will auch in Zukunft seiner Rolle als Energiekanton gerecht werden», sagt Adrian Fahrni. Die vorhandene Netzinfrastruktur böte gute Voraussetzungen für den Ausbau der erneuerbaren Energien. Eine Herausforderung sei dagegen die kleinräumige Struktur der Energieversorgung: Die 197 Gemeinden im Kanton Aargau werden von 100 verschiedenen Unternehmen mit Strom versorgt. Dies erschwere einerseits die Finanzierung grosser Projekte zum Ausbau der erneuerbaren Energien, andererseits fördert diese Struktur deren lokale Akzeptanz.

Aargau 01.04.2024
Beitrag von: Dr.-Ing. Christian Steinbach, Vorstand Sektion Aargau
Bildquelle: Andritz

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