FAEL QUIZ-CORNER: Rätsel #20 - Geschenkverpackung
Wir nähern uns der Geschenksaison. Dabei soll es für einmal weniger um den Inhalt als um die Verpackung gehen...
Wir bringen Ingenieure:innen aus den Bereichen Elektronik, Elektrotechnik und Informatik zusammen.
Wir fördern den Kontakt und den Austausch von Know-how mit ausgewählten Weiterbildungen, Firmenbesuchen, Fachveranstaltungen und Studienreisen. Bei diesen Anlässen treffen sich Gleichgesinnte; von jungen, innovativen Studienabgänger bis zu erfahrenen, gut vernetzten Spezialisten.
Als firmenunabhängige Organisation pflegen wir den Kontakt zu Hochschulen, Behörden und Partnerorganisationen. So sind wir in der Lage, unseren Mitgliedern immer aktuelles Wissen und hochstehende Anlässe zu bieten.
Wir publizieren regelmässig technische Artikel und Ingenieurrätsel. Es würde uns freuen, wenn wir Ihren Ehrgeiz wecken und Sie für die Rätsel begeistern können! Viel Spass...
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Autor: Michael Pichler, FAEL-Vorstand und Dozent an der FHNW
Mit 26 Jahren und nur zweijähriger Berufspraxis übernahm ich ein Teilzeitpensum als Lehrbeauftragter im Nachdiplomstudium Mikroelektronik am damaligen Technikum in Brugg/Windisch. Nach vier Jahren machte ich dann den definitiven Sprung von der Industrie in die Hochschulwelt. Ich habe die Bologna Reform miterlebt und die Umwandlung zur Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) mitgestaltet.
Nun gönne ich mir ein Sabbatical. Mein erklärtes Programm für das Frühlingssemester 2023 lautet: drei Monate an einer ausländischen Universität mitforschen, den dortigen Hochschulalltag miterleben und in der restlichen Zeit meine aktuellen Bachelor-Modulinhalte überarbeiten und ein neues Master-Modul aufbauen. Als Destination habe ich mir die Universität Linköping (LiU) in Schweden ausgesucht. Mich begeistern die Länder nördlich der Schweiz mit ihrer Natur, dem nicht zu heissen Klima und Leuten, mit denen man sich auf Englisch unterhalten kann. Kulinarisch gefällt mir der Süden Europas eher besser. Warum ich mir gerade Linköping ausgesucht habe, hat zwei Gründe. Einerseits absolvierten eben erst zwei Studierende von unserem Institut für Sensorik und Elektronik (ISE) ein Auslandsemester in Linköping. Andererseits gibt es eine Zusammenarbeit in der PythonCommunity zwischen Oscar Gustaffson (LiU) und Hanspeter Schmid (ISE).
Die LiU rühmt sich damit, dass sie im Hochschulranking zu den besten zwei Prozent gehören. Das erfüllt einen ein bisschen mit Ehrfurcht, wenn man von einer Fachhochschule kommt. Der Empfang im Institut für Computertechnik (Datorteknik) des Departements Elektrotechnik ist dann aber sehr herzlich, und ich fühle mich schnell wohl. Mein erster Arbeitstag ist ein Mittwoch, also just der Tag, an welchem die wöchentliche Fika stattfindet. Fika bedeutet: gemeinsam Kaffee trinken und über «wichtige» Themen diskutieren. Die Schweden konsumieren generell viel Kaffee, durchschnittlich pro Jahr knapp sieben Kilogramm und belegen damit den vierten Rang. Die Schweiz liegt mit gut vier Kilogramm irgendwo im Mittelfeld. Ich lerne also gerade mein neues Team kennen. Es sind 17 Leute, davon zwei Professoren, vier Dozenten, drei Forschungsingenieure, ein Postdoc, sechs Doktorierende und eine Mitarbeiterin in der Administration. Wie ich später erfahre, werden der Postdoc und die sechs Doktorierenden alle von Oscar Gustaffson betreut, der auch noch die Institutsleitung innehat. Die Dozenten und Forschungsingenieure sind vorwiegend in der Lehre tätig – das überrascht mich ein wenig.
Im Rahmen meiner Forschungstätigkeit lautet die Fragestellung für die drei Monate wie folgt: Welchen Einfluss haben die Architektur und der Algorithmus einer Fast Fourier Transformation auf die kritischen Ressourcen wie Multiplizierer, Speicher und Multiplexer sowohl bei ASICs als auch bei FPGAs? Hier gehe ich nicht ins Detail. Unser Ziel ist, die Resultate in einem wissenschaftlichen Paper zu veröffentlichen. Zur Auflockerung und Horizonterweiterung besuche ich ein Master-Modul (Applied Specific Integrated Circuits for Digital Signal Processing) und ein PHD-Modul (Applied Integer Optimization). Das Master-Modul ist aufgeteilt in Vorlesungen, Besprechungslektionen und Labor. Ich denke, das ist ähnlich wie an der ETH; bei uns an der FHNW kennen wir lediglich die Aufteilung in Unterricht und Labor. Erstaunt hat mich, dass in der Master-Vorlesung nur etwa zehn Studierende anwesend waren und trotzdem nur sehr wenig Interaktion stattgefunden hat. Bei der PHD-Vorlesung gab es mehr Interaktion, was damit zu erklären ist, dass die Teilnehmenden mehrheitlich die Doktorierenden desselben Professors sind und sich somit alle Beteiligten viel näherstehen.
Nach drei Monaten Aufenthalt scheue ich mich nicht davor, die beiden Hochschulen LiU und FHNW miteinander zu vergleichen. Ja, die LiU ist akademischer orientiert als die FHNW. Die Professoren mit ihren Doktoranden produzieren wissenschaftliche Paper en masse. Diese sind meist das Resultat aus geförderten Forschungsprojekten. An der FHNW sind Publikationen seltener. Grund dafür ist, dass wir keine Grundlagenforschung, sondern angewandte Forschung und Entwicklung betreiben. Bei den durch die Innosuisse mitfinanzierten Projekten ist immer mindestens ein industrieller Forschungspartner aus der Schweiz beteiligt. Die Innosuisse übernimmt üblicherweise die Personalkosten, welche an der Hochschule anfallen. Bei der Verwertung der Resultate gilt üblicherweise, dass der Industriepartner exklusive Rechte in seinem Markt hat, während die Hochschule das erworbene Know-how in der Lehre und in anderen Märkte weiterverwenden darf. Eine (frühe) Publikation ist meistens nicht im Interesse des Industriepartners, aus Angst, dass er einen Wettbewerbsvorsprung verlieren könnte. Somit sind Publikationen an Fachhochschulen weniger üblich.
An der LiU sieht man beim Personal eine eins-zu-eins-Betreuung der Doktorierenden durch einen Professor. Etwas ähnliches gibt es an der FHNW auch – ein Professor/Advisor führt und begleitet einen Masterstudenten durch sein Studium. Und wenn dieses, wie am ISE üblich, in einem 50:50-Modell absolviert wird, dauert die Zusammenarbeit drei Jahre. Im besagten Modell ist man 50 Prozent Student und 50 Prozent Assistent. Diese flexiblen Modelle, wo man teilzeit oder berufsbegleitend studiert, haben meinen Kollegen in Linköping imponiert.
Dann wäre da noch die Frage, ob die LiU vom Niveau her über demjenigen der FHNW liegt. Dazu möchte ich ein paar Erfahrungen teilen. Ein Dozent, welcher an der LiU im ersten Semester ein Labor in Schaltungstechnik unterrichtet, wollte wissen, ob wir da auch Boolsche Algebra mit Logikbausteinen aus der 74er Familie verwenden. Da habe ich ihm geantwortet, dass wir dieses Thema nur in einem Theoriemodul behandeln, da viele unserer Studierenden in der Regel eine Berufslehre absolvieren und dieses Know-how dort erwerben.
Ein zweites Beispiel war ein Roboterwettbewerb an der LiU. Es galt, einen gewissen Ort in einem Labyrinth zu finden und dort einen Gegenstand zu platzieren. Ich erfuhr, dass diese Aufgabe im Rahmen einer BachelorThesis gemacht werden. Meine Bemerkung dazu war, dass solche Events bei uns im ersten Studienjahr stattfinden und als Bachelor Thesis Aufgabenstellungen aus der Industrie bearbeitet werden. Auch da war mein Kollege verblüfft. Zum Niveau der Module kann ich nur so viel sagen, dass zwei Studenten aus unserem Institut ein Austauschsemester in Linköping absolvierten und jeweils alle Modul bestanden. Die Noten lagen zwischen 4 und 6 gemessen an unserem Notensystem.
Mein Fazit lautet, dass sich die FHNW gegenüber der LiU nicht zu verstecken braucht. Einzig beim Freizeitangebot schwingt die LiU obenaus. Das inoffizielle Studentenleben beeindruckt mich sehr. In der Freizeit sieht man die Studierenden, eingekleidet in farbigen Overalls mit aufgenähten Stickern, nicht nur auf dem Campus, sondern in der ganzen Stadt bei ganz unterschiedlichen Aktivitäten. Dabei haben die Overalls je nach Departement eine eigene Farbe. Ich denke, das gibt einen guten Zusammenhalt unter den Studierenden.
Während dem Schreiben dieses Textes bin ich auch dem Heimweg in die Schweiz. Ich kann mir Zeit nehmen, um meine Unterrichtsunterlagen auf Vordermann zu bringen. Gleichzeit kann ich aber auch etwas den Norden Europas entdecken. Und obwohl Schweden und die Schweiz oft miteinander verwechselt werden, kann ich sagen, dass die beiden Länder sehr unterschiedlich sind. Die Einwohnerzahlen bewegen sich in derselben Grössenordnung, die Fläche Schwedens ist jedoch zehnmal grösser. Das Gefühl des Dichtestress habe ich hier nicht. Nördlicher als Stockholm bin ich zwar nicht gekommen, aber im Süden Schwedens imponieren mir die vielen Schärinseln auf dem Meer und die vielen Seen zu Lande. Egal ob auf einer Insel oder an Land, das Wasser ist nicht weit. Und das Wetter ist zufällig immer traumhaft: im März kalt und verschneit, danach stets sonnig und nicht allzu warm.
Artikel ist erschienen im Polyscope 07/2023
Präsident
Michael Giger
Dipl.Ing.FH/STV
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18. FAEL Herbstseminar "Windenergie"
Windenergie soll auch in der Schweiz dazu beitragen, die Energiewende zu schaffen. Der weltweite Anteil der Windenergie soll von 5% im Jahre 2019 bis ins Jahr 2030 vervierfacht werden. Die Schweiz hinkt im internationalen Vergleich stark hintennach. Bedingt durch diesen Rückstand schlummert also hierzulande ein grosses Potenzial.
Erfahrene Referenten diskutieren die diversen Aspekte der Windenergie.