Was wird aus meinem PC oder MAC in fünf Jahren?

Sicherheit und Vertraulichkeit sind die grössten Hindernisse für die Etablierung von Cloud Computing
Sicherheit und Vertraulichkeit sind die grössten Hindernisse für die Etablierung von Cloud Computing

In fünf Jahren werden Sie sich je nach Situation am Fernsehgerät, Tablet, PC oder Smartphone anmelden und finden dann dort Ihren virtuellen Arbeitsplatz mit allen persönlichen Daten vor. Der PC wird nur noch eines von vielen möglichen Zugangsgeräten sein.

Autor: Thomas Hauser, Vorstandsmitglied Swiss Engineering Fachgruppe Elektronik und Informatik

Cloud Computing – eine weitere Evolution in der IT

Cloud Computing verändert die Informationstechnologie ein weiteres Mal. Die Verschiebung der Informationen und Prozesse weg vom lokalen Rechner in die Cloud erlaubt neue Dimensionen der Verarbeitung. Mehr und mehr Firmen und Hochschulen investieren in diese Technik und verändern damit die Arbeitswelt. Cloud Computing löst einige Probleme der herkömmlichen IT-Welt wie Spitzenbelastung, In- stallieren von Updates auf allen Rechnern und die Verfügbarkeit von skalierendem Speicherplatz. Diese neue Technologie erzeugt neue Herausforderungen oder schiebt bekannte in den Vordergrund. Datensicherheit und Vertraulichkeit werden zentrale Themen. Der Besitz der Daten sowie das Lagern dieser in verschiedenen Ländern sind neue Fragestellungen.

Eine offizielle Definition von Cloud Computing

Das National Institut of Standards and Technology (NIST) definiert den Begriff Cloud Computing wie folgt: Cloud Computing ist ein Modell, welches auf einfache, intuitive Art und bedarfsorientiert Zugriff auf konfigurierbare Computing-Ressourcen wie CPU, Speicherplatz, Netzwerk, Applikationen und Services via einem Netzwerk bietet. Dies kann ein Service-Provider dem Bezüger schnell und mit minimalem Aufwand zur Verfügung stellen. Mit der globalen Verbreitung des Internets lassen sich dieser Service breit anbieten und die Einstiegs- und Betriebskosten reduzieren.

Charakteristik von Cloud Computing

  • In Cloud Computing greift der Bediener auf die Daten und Applikationen via Browser zu. Dies erlaubt den Zugriff von verschiedenen Gerätetypen und ist ortsunabhängig. Die Infrastruktur bieten ein oder mehrere Provider an. Der Provider kann die Infrastruktur optimiert betreiben und über die Summe aller seiner Kunden amortisieren.
  • Weniger IT-Wissen beim Endbenutzer notwendig.
  • Es ist möglich, hoch verfügbare Services anzubieten, indem der Anbieter mehrere unabhängige redundante Rechenzentren betreibt. Der Anbieter übernimmt die Sicherstellung der Verfügbarkeit und die Wiederherstellung im Falle eines Desasters. Nun es gibt auch Cloud Services, welche nicht so hoch verfügbar sind (aus welchem Grund auch immer). Ist der Cloud Service nicht verfügbar, dann ist der Endbenutzer wie beim defekten PC zum Nichtstun verurteilt.
  • Bedingt durch das grosse Benutzerpotenzial, kann die Infrastruktur für einen effizienten Betrieb ausgelegt werden und die Kosten bleiben im akzeptierbaren Rahmen.
  • Die Wartung wird vereinfacht, weil der grösste Teil der Software und Hardware bei den Cloud-Betreibern steht. Es entfällt die Verteilung und des Installieren von Software auf die lokalen Endgeräte.
  • Es sind neue Geschäftsmodelle möglich, wie zum Beispiel nutzungsorientierte Verrechnung (Dauer, Transaktionen usw.) des Services. Messung und Inkasso sind eine Kernkompetenz des Betreibers.
  • Der Virenschutz und andere Sicherheitsthemen müssen in der Cloud besser oder gleich abgedeckt sein, wie bei herkömmlichen Systemen, welche mit dem Internet verbunden sind.

Schichten und Services in der Cloud-Computing-Architektur

Die Cloud-Computing-Architektur besteht aus folgenden fünf Schichten:

  1. Client
  2. Applikation
  3. Plattform
  4. Infrastruktur
  5. Server

Der Client ist die Hardware und evtl. auch Software (Browser, App, OS) beim Endbenutzer, welche die Benutzung der Cloud Services erlaubt. Eine Cloud-Applikation liefert «Software as a Service – SaaS» über das Internet. Als Beispiel gelten alle E-Mail-Provider, die ein Web-Interface für den Zugriff und die Verwaltung der Nachrichten zur Verfügung stellen. Auch kann man Dokumente auf dem Web schreiben, verwalten und teilen. Doodle, die Terminverwaltungsplattform, kann man mit verschiedenen Client-Konfigurationen benutzen, bei Smartphones mit einer dezidierten APP und deren massgeschneiderter Bedieneroberfläche und beim PC mit einem Browser. Plattform-Services «Platform as a Service – PaaS» gestattet das schnelle Erstellen, Bereit- stellen und Verwalten von Anwendungen in einem globalen Netzwerk von Rechenzentren. Es lassen sich Anwendungen mithilfe beliebiger Betriebssysteme, Sprachen oder Tools erstellen. Infrastruktur-Services «Infrastructure as a Service – IaaS» liefert die nötige IT-Infrastruktur als Service. Der User mietet sich die benötigten Server, Datenzentren und Netzwerkinfrastrukturen. Server sind die «Kamele», die die Cloud tragen. Unter Server versteht man die Kombination von Hard- und Software, die es braucht, um die darüber liegenden Services zu liefern.

Vorteile von Cloud Computing

  • Vereinfachte Administration und Verwaltung: Der Endbenutzer ist vom Aufsetzen der Applikationen entlastet. IT-Organisationen können auf Spezialisten des Cloud- Providers zugreifen und dadurch kann die IT einen kompletteren Service anbieten.
  • Reduktion von Kosten: KMU können den ganzen IT-Setup von E-Mail bis zur Datenarchivierung als Service kostengünstig einkaufen. Im Weiteren skalieren die Kosten linear zur Nutzung.
  • Hochverfügbare Services (7-mal 24 Stunden): E-Mail und andere E-Services müssen heute auch für kleinere Betriebe 7-mal 24 Stunden verfügbar sein. Ein Cloud-Provider bietet diese Dienstleistung als Standardservice an, während ein Klein- oder Mittelbetrieb eine Piketorganisation aufziehen muss oder auf das Wohlwollen der IT-Crew angewiesen ist.
  • Desaster Management: Haben Sie ein solches in Ihrem Betrieb etabliert? Wollen Sie so ein Konzept erarbeiten oder macht es nicht eher Sinn, dieses mit einem Vertrag, welcher Reaktionszeiten, Sanktionen bei Nichterfüllung usw. vorsieht, abzudecken?
  • Green Computing: Zentral genutzte Ressourcen haben einen besseren Wirkungsgrad und die anfallende Wärme lässt sich sinnvoll weiternutzen.

Herausforderungen an Cloud Computing

Sicherheit und Vertraulichkeit sind die grössten Hindernisse für die Etablierung von Cloud Computing. Hier werden sich die verschiedenen Service-Provider differenzieren können, indem sie die Benutzer und Firmen von deren Sicherheits- und Vertraulichkeitsmassnahmen überzeugen können. Bezüglich Vertraulichkeit muss – um die Sicherheit zu erhöhen – der User zusätzliche Authentifizierungsschritte wie Code per SMS in Kauf nehmen.
Auch bei Cloud Computing wird es Ausfälle geben. Es ist davon auszugehen, dass im Durchschnitt die Wiederherstellung des Normalbetriebs kürzer oder zumindest vertraglich geregelt ist.