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FEANI entwickelt sich dynamisch weiter

STZ, Dezember 2019 - Am «Annual Business Meeting» der FEANI (Föderation Europäischer Nationaler Ingenieurverbände) vom 3.-5. Oktober 2019 in Reykjavik, Island waren wie jedes Jahr die Ingenieurverbände aus ganz Europa vertreten. Hauptfokus lag in diesem Jahr nebst der statutarischen Generalversammlung beim Austausch über die Nachwuchsförderung für die MINT-Berufe und über die Sustainable Development Goals (SDGs) der UN.

Im Mittelpunkt des diesjährigen Meetings standen die Generalversammlung (General Assembly) und der gegenseitige Austausch. Die General Assembly behandelte die üblichen Verbandstraktanden wie Finanzen, Wahlen und Projektberichte. Dabei wurde Frau Svana Helen Bjornsdottir aus Island für den abtretenden Ulf Bensson neu ins Executive Board gewählt. Sämtliche Vertretende trafen sich bereits am Vortag für das National Member Forum – ein eher informelles Treffen für die Diskussion und den Erfahrungsaustausch unter den nationalen Mitgliedern. Während sich in der Vergangenheit die Diskussion hauptsächlich auf Fragen der Mobilität von Ingenieur*innen innerhalb Europas, die gegenseitige Anerkennung der Ingenieurstudiengänge und die kontinuierliche Weiterbildung fokussierte, sind aktuell die Nachwuchsförderung für die MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, englisch STEM genannt) sowie die Sustainable Development Goals (SDGs) der UN in den Fokus gerückt.

In den Workshops wurden zwei Programme für die Nachwuchsförderung präsentiert: offene Werkstätten für Kinder von 4 bis 14 Jahren in Flandern und das Projekt Global Talent Mentoring, das talentierte junge Menschen weltweit mit Mentoren fördern will. Da erfahrungsgemäss viele Kinder bereits ab einem Alter von neun Jahren ihr Interesse an Wissenschafts- und Ingenieurfächern verlieren, sollten schon in der Unterstufe kreatives Problemlösen und Experimentieren in den Lehrplan integriert werden. Es gibt schon viele Programme, Hilfsmittel und inspirierende Angebote, auch in der Schweiz zum Beispiel das FabLab in Zürich oder das Technorama. Aus Sicht FEANI ist es wichtig, dass diese Initiativen fortgesetzt und erweitert werden, um dem zunehmenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

In der zweiten Workshop-Runde standen die Sustainable Development Goals (SDGs) der United Nations (17 Ziele für nachhaltige Entwicklung bis 2030) im Mittelpunkt. Könnten auch unsere Berufsverbände diese Ziele noch besser in ihre jeweiligen Leitbilder, Strategien und Aktivitäten integrieren? Die Ingenieurverbände in Norwegen zum Beispiel haben sich dieser Herausforderung angenommen – so überlegen sie, wie die Geschäftsstellen verantwortungsvoller und nachhaltiger geführt werden können, wie innerhalb der Organisation Geschlechtergleichheit gefördert wird und wie ihr Land generell hochwertige Bildung, menschengerechte Arbeit und nachhaltiges Wirtschaftswachstum anstreben kann. Der VDI (Verein Deutscher Ingenieure) als anderes Beispiel führt zum SDG 13 „Massnahmen zum Klimaschutz“ mit der «Fridays for Future»-Bewegung Gespräche zur Diskussion von möglichen Stossrichtungen. Ein bedenkenswerter Ansatz auch für die Schweiz: könnten Swiss Engineering und SIA, zusammen mit Politik, Klimaschutz-Aktivisten und weiteren Akteuren, gemeinsam ihre starke Stimme für den Klimaschutz erheben?

Es folgte ein Bericht aus der EEAG (Engineers Europe Advisory Group), welche 2018 unter der Führung von FEANI gegründet wurde und inzwischen 25 Organisationen umfasst. In dieser Konstellation reichte FEANI unter dem Erasmus+-Programm Knowledge Alliances einen umfangreichen Projektantrag E4E „Engineers for Europe“ ein. Damit soll der für die Zukunft von Europa so wichtige Ingenieurberuf weiter gestärkt und gefördert werden. Der Antrag wurde von der EU zwar abgelehnt, wird aufgrund seiner Bedeutung mit entsprechenden Modifikationen aber nochmals eingereicht. Das Projekt E4E sieht drei Arbeitspakete vor:

  1. E4E European Engineers Monitor EEM: ein modernes Survey-Tool für die statistische Datensammlung über die Ingenieure in Europa
  2. E4E Education Reform Accelerator: aktuelle Informationen aus dem EEM für Ausbildungsinstitute, damit diese ihre Aus- und Weiterbildungsprogramme den Marktanforderungen optimal ausrichten
  3. E4E Career Development Services: Berufsberatungsdienstleistungen mit den Daten aus dem EEM. Zum Beispiel Kompetenzerfassungstests, ein Expertenportal und ein europäisches Mentoring-Programm.

Im Land der Geothermie durfte ein Einblick in die Technik der Geothermienutzung nicht fehlen. Eine spannende Konferenz über das Design diverser geothermischer Anlagen in Island zur Heizung und Stromerzeugung rundete die Business Meetings 2019 ab.

«Die Welt wird immer kleiner». Dies steigert auch die Komplexität der Probleme, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen. Die Generalversammlung in Reykjavik zeigte, dass unter dem verbindenden Dach von FEANI die Ingenieure in Europa die Synergien nutzen können, voneinander lernen, gemeinsam Lösungen erarbeiten und mit vereinter Kraft umsetzen.

 

Autoren: Jeannine Keller-Nielsen (SIA) & Stefan Arquint (Swiss Engineering), FEANI Nationalkomitee Schweiz

 

Artikel aus der STZ: Ausgabe Dez. 2019