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Homo Sapiens 4.0
STZ, März 2023 - Vom Fitnesstracker über Blutdruck- und Blutzuckersensoren bis hin zum Gehirn-Interface: Unsere Spezies vernetzt sich mit Computern. Was dem einen hilft, das Leben mit einer Krankheit besser zu bewältigen, dient dem anderen zur Selbstoptimierung. Transhumanisten träumen gar davon, den Menschen auf eine neue Evolutionsstufe zu heben.Sie ist der Albtraum der Schweizer Uhrenindustrie: die Apple Watch. Wie viele Menschen genau derzeit anstelle einer ordentlichen Uhr einen solchen Minicomputer aus Cupertino am Handgelenk tragen, weiss nur Apple selbst. Analysten schätzen, dass die Zahl der Träger bereits im Jahr 2021 die 100-Millionen-Marke übersprungen hat.
Laut einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte sind es vor allem die Gesundheits- und Fitnessfunktionen, die die Nachfrage nach Smartwatches und anderen Wearables, also am Körper getragenen Computertechnologien, antreiben. Die Uhren von Apple, Garmin, Samsung und anderen Herstellern überwachen ihre Trägerinnen und Träger buchstäblich auf Schritt und Tritt: Sie protokollieren die gemachten Schritte ebenso wie die überwundenen Treppenstufen. Sie zeichnen sportliche Aktivitäten auf, messen den Puls und beurteilen die Schlafqualität, schätzen den Zeitpunkt des Eisprungs, fertigen auf Wunsch EKGs an und warnen bei Vorhofflimmern. Die Liste der Funktionen lässt dabei die Grenze zwischen Sport, Lifestyle, medizinischer Prävention und Patientenüberwachung verschwimmen.
Von der Medizin …
Da, wo die Smartwatches mit ihren Fähigkeiten (noch) an ihre Grenzen stossen, helfen Wearables, die eigens für bestimmte Aufgaben ausgelegt sind. Beispiel Bluthochdruck: In der Vergangenheit mussten die Patienten ihren Blutdruck umständlich mit mehr oder weniger sperrigen Geräten am Oberarm oder Handgelenk prüfen. Vor zwei Jahren führte das Lausanner Start-up Aktiia in Kooperation mit dem Centre Suisse d'Electronique et de Microtechnique CSEM ein Armband zur Blutdruckmessung ein. Das funktioniert ähnlich, wie die Pulsmessung bei Smartwatches oder Fitnesstrackern am Handgelenk. Aktiia verwendet die sogenannte Pulswellenanalyse. Dabei analysiert ein Armband mithilfe von Licht, wie die Arterien unter der Hautoberfläche pulsieren. Um aus diesen Messungen den korrekten Blutdruck abzuleiten, muss das Gerät allerdings regelmässig mithilfe konventioneller Blutdruckmessungen kalibriert werden. Auch bestimmte Smartwatches des koreanischen Herstellers Samsung bieten dieses Feature.
Nicht alle wichtigen Körperfunktionen lassen sich von aussen überwachen, und deshalb ist auch an der Hautbarriere nicht unbedingt Schluss. Beispiel Zuckerkrankheit: Inzwischen gibt es Wearables, die den Blutzuckerspiegel von Diabetikern messen. Für dieses sogenannte Glukosemonitoring wird ein Sensor unter der Haut platziert, wo er bis zu drei Monate lang verbleiben kann. Ein dazugehöriger Sender, der aussen auf die Haut geklebt wird, überträgt die Messdaten an das Smartphone des Patienten und ermöglicht so eine engmaschige Überwachung des Blutzuckerspiegels.
«Es ist, als würde man ein Stück Schädel
durch eine Smartwatch ersetzen.»
Elon Musk
… über die Leistungssteigerung …
Am Beispiel des Glukosemonitorings zeigt sich eindrücklich: Wearables, die helfen, Krankheiten in den Griff zu bekommen, sind häufig auch für jene interessant, die sich selbst und ihre Leistung optimieren wollen. So vertreibt ein US-amerikanisches Unternehmen mit dem programmatischen Namen Supersapiens einen Glukosemonitor, der explizit nicht für Diabetiker gedacht ist, sondern für Sportler. Prominente Nutzer sind unter anderem Marathon-Weltrekordler Eliud Kipchoge und Jan Frodeno, dreimaliger Gewinner des Ironman-Triathlons auf Hawaii. Besonders im Radsport, wo man für neue Wege der Leistungsoptimierung bekanntermassen besonders aufgeschlossen ist, fand das Gerät grossen Anklang. Für den Renneinsatz hat der Welt-Radsportverband UCI den Einsatz der Glukosemonitore jedoch inzwischen verboten.
… zum Cyborg
Eine bessere medizinische Versorgung, ein bisschen schneller Joggen oder Radfahren – das geht den Vertretern des Transhumanismus nicht weit genug. Sie wollen den Menschen auf seine nächste Evolutionsstufe heben, indem sie seine Fähigkeiten mit tragbaren oder implantierbaren Technologien erweitern. Das Spektrum der Transhumanisten reicht vom Do-it-yourself-Cyborg, der sich beim Tätowierer an der Ecke einen RFID-Chip unter die Haut schieben lässt, um damit seine Haustür zu öffnen, bis zum zweitreichsten Mann der Welt, Elon Musk, der mit seiner Firma Neuralink an einer Gehirn-Computer-Schnittstelle arbeitet.
«Es ist, als würde man ein Stück Schädel durch eine Smartwatch ersetzen», erklärte Musk, als er im Dezember letzten Jahres der Öffentlichkeit den aktuellen Stand des Projektes präsentierte. Neuralink hat bereits sechs Affen mit Schnittstellen ausgerüstet. Musk zeigte Videos, in denen die Primaten den Cursor eines Computers durch «Gedankenübertragung» steuern und ein einfaches Videospiel spielen oder einen Snack bestellen können.
Elon Musk ist zuversichtlich, dass er den Neuralink noch in diesem Jahr an Menschen erproben darf. Als erste angestrebte Anwendung der Schnittstelle nannte Musk die Wiederherstellung des Sehvermögens. Eine zweite Anwendung betreffe den Motorcortex: Man sei zuversichtlich, dass der Neuralink einen vollständig gelähmten Menschen in die Lage versetzen könne, «sein Telefon schneller zu bedienen als jemand, der funktionierende Hände hat».
Langfristig soll es dabei jedoch nicht bleiben: «Wir glauben, dass diese Technologie das Potenzial hat, ein breites Spektrum an neurologischen Störungen zu behandeln, sensorische und motorische Funktionen wiederherzustellen und schliesslich die Art und Weise zu erweitern, wie wir miteinander interagieren und die Welt um uns herum erleben», heisst es auf der Webseite von Neuralink.
Autor: Hendrik Thielemann
Bildquelle: Istockphoto
Artikel aus der STZ: März 2023
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